Knochen & Dampf
Steampunk-Krimi
"Setting, Figuren und Tätersuche verbinden sich zu einer interessanten, kurzweiligen Lektüre, die insbesondere vom Gegensatz des Ermittler-Teams und dem abgeschotteten Dampf-Kaiserreich lebt."
Rezension auf Phantastiknews.de
Inhalt von "Knochen & Dampf"
Als in einem Ossarium des Kaisers ein überzähliges Skelett gefunden wird, erhält die Privatermittlerin Mary Parker den Auftrag, die Identität des Toten festzustellen. Schnell findet sie zusammen mit einem jungen Forensiker heraus, wer der Tote war - eine brisante Information, die den Frieden des abgeschotteten Reichs in Gefahr bringen könnte. Aber damit nicht genug: Der Tote ist ermordet worden. Und Verdächtige gibt es im kaiserlichen Palast im Überfluss…
Ein Kriminalroman im fiktiven Deutschen Autonomen Kaiserreich des neunzehnten Jahrhunderts inmitten von Dampfmaschinen und umgeben von einer allumfassenden Mauer.
"Das Gespann Mary und Max hat einfach Freude bereitet."
Leser auf Amazon
Wer gerne spannende Geschichte vor ungewöhnlichem Hintergrund liest und sowohl dem Western- wie auch dem Steampunk-Genre aufgeschlossen gegenübersteht, wird mit diesem Buch bestens bedient und unterhalten.
Amazon-Rezensentin
Ich habe den ersten Teil geradezu verschlungen und die Gegenwart kam mir bisweilen wie die eigentliche Phantasie vor.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich spielt Jasmin Jülicher zu Recht in der oberen Liga der Selfpublisher.
Amazon-Rezensentin
Leseprobe zu meinem Steampunk-Krimi "Knochen & Dampf"
Weiter, weiter! Keuchend trieb Mary Parker ihre Beine an, schneller zu laufen. Noch fünf Minuten. Fünf Minuten würde sie noch durchhalten, dann war eine Stunde um und sie würde vom Laufband steigen, einem vier Meter breiten Metallpodest, dessen Oberfläche für Bewegungen in verschiedene Richtungen eingestellt werden konnte. Das Gerät war erst ein paar Monate alt. Die hüfthohe Einfassung aus Messing mit den genieteten Streben verlieh ihm das Aussehen eines Käfigs. Fast einen Meter hohe Zahnräder an der Vorderseite drehten sich in beständigem Rhythmus und erzeugten ein leises Knirschen.
Um sich vom Schmerz in ihren Beinen und ihrer Lunge abzulenken, konzentrierte Mary sich auf die anderen Menschen im Sportstudio. Sie war wie immer die einzige Frau, die sich hierherwagte. Nachdem das Atmen an der freien Luft in den letzten paar Jahren immer schwieriger geworden war, war Mary froh, ein Sportstudio gefunden zu haben, in dem sie ihre Ausdauer trainieren konnte. Das „Sporthaus“ 6 hatte zwar keinen kreativen Namen, dafür aber die neuesten Sportgeräte, die man in im Deutschen Autonomen Territorium kaufen konnte. Dazu gehörte nicht nur das mechanische Laufband, sondern auch ein Boxautomat, der in variablen Abfolgen zurückschlug, eine rotierende Kletterwand, und ein Schießstand mit beweglichen Zielen im Nebengebäude. Zudem war alles mehr oder weniger anonym, die wenigsten Leute wollten sich unterhalten, was Mary gerade recht war. Denn wenn jemand sie hier ansprach, dann üblicherweise nur, um ihr mitzuteilen, dass sie hier nichts verloren hatte und besser hinter einem Herd oder einer Nähmaschine aufgehoben wäre. Wenn sie doch mal jemand erkannte, trieften seine Worte üblicherweise vor Verachtung und Neid. Seit dem Tag vor vier Jahren war sie im ganzen Territorium bekannt. Sie war die Frau, die den Kaiser vor einem Attentat gerettet und damit ihr Land vor dem Chaos bewahrt hatte. Aber sie war eine Frau und hatte damit nach Meinung der meisten nichts in der Armee zu suchen gehabt – schon gar nicht auf der Position eines Kommandierenden Generals.
Mary schlug auf den Knopf, der das Getriebe des Laufbands zum Stillstand brachte, und verlangsamte keuchend ihre Schritte. Dabei fiel ihr Blick auf ihre linke Hand und damit den Knochen, der an der Außenseite ihres kleinen Fingers hervorschimmerte. Als die Explosion sie damals getroffen hatte, war die linke Seite ihres Körpers beinahe komplett verbrannt worden, ihr Auge zerstört. Die Haut hatte sich inzwischen wieder erholt und die Narben störten sie nicht sonderlich. Doch die Wunde an der Hand war auch nach langen Monaten Behandlungszeit nicht zugeheilt, wofür keiner der Ärzte, die hinzugezogen worden waren, eine Erklärung gefunden hatte. Da Mary die offene Stelle ohnehin nicht verbergen konnte – und es auch gar nicht wollte –, bedeckte nun eine Tätowierung aus Zahnrädern den Knochen und Teile der umgebenden Haut.
Mit einem Surren richtete sich ihr linkes Auge aus, als sie vom Laufband aufblickte und hinüber zu den drei Männern sah, die unter lautem Stöhnen Gewichte an den Hantelbänken drückten. Gerade ließ einer von ihnen mit ohrenbetäubendem Scheppern seine Hanteln fallen und machte sich gleich darauf daran, die messingfarbenen Scheiben abzuschrauben, um neue und vermutlich schwerere anzubringen.
Mary ging zu ihm hinüber und stellte den Fuß auf seine Hantel. „Lust auf ´ne Runde Boxen?“ Ihr Auge surrte, als es den vor ihr knienden Mann fokussierte. Friedrich sah zu ihr auf. Sie hatte ihn vor ungefähr einem Jahr bei einem ihrer Fälle kennengelernt. Er arbeitete als Ambuladeur unten in den Tunneln der Eisenbahnen. „Klar.“ Er erhob sich mit einem provozierenden Grinsen. „Ich muss doch sehen, ob du seit dem letzten Mal was dazugelernt hast.“ Bei diesem letzten Mal hatte sie ihn so hart getroffen, dass er für fast zwei Minuten bewusstlos gewesen war.
„Und ich will sehen, ob du dir seit dem letzten Mal ein paar Eier hast wachsen lassen“, erwiderte Mary gelassen. Die anderen Männer an den Hanteln lachten, einer von ihnen pfiff durch die Zähne. „Jetzt musst du es ihr zeigen, Fritz!“ Friedrich lächelte nur und zeigte mit einer angedeuteten Verbeugung auf den Boxring in der Mitte des Studios. „Kann losgehen.“
Mary drehte sich um und gab dem Betreiber des Sportstudios ein Zeichen, damit er als Schiedsrichter fungierte. Er stellte sich an der Seite des Boxrings auf, der mit roten Seilen abgegrenzt war, und reichte ihnen zwei Paar Boxhandschuhe. Mary zog den Schutz aus braunem Leder über ihre Hände und ballte sie ein paar Mal zusammen, um das richtige Gefühl für sie zu bekommen. Dann stellte sie sich mit erhobenen Händen und mit gespreizten Beinen auf.
„Bereit?“ Der Schiedsrichter sah beide an und sie nickten. „Erste Runde. Los!“
Mary umkreiste Friedrich mit leichten federnden Schritten, immer darauf bedacht, außerhalb der Reichweite seiner Fäuste zu bleiben. Sie hatte schon oft gegen körperlich überlegene Gegner gekämpft, eigentlich fast ausschließlich, und sie vertraute zumeist auf ihre Schnelligkeit und ihre Wendigkeit, während die Gegner sich auf ihre Kraft verließen.
Mary beobachtete Friedrich. Sie musste auf einen Moment warten, in dem er unaufmerksam wurde. Nur ein wenig, das würde schon reichen. Sie tastete sich langsam heran, sprang ein paar Zentimeter vor und täuschte einen geraden Schlag mit der rechten Hand an. Wie erwartet machte ihr Gegner einen schnellen Satz nach rechts und wich ihrem Schlag aus. Doch womit er nicht gerechnet hatte, war der nächste Schlag, den sie direkt folgen ließ. Sie drehte ihren Oberkörper und rammte die linke Faust gegen Friedrichs Schulter. Während er die Fäuste hob, um sich zu verteidigen, machte sie einen raschen Schritt nach rechts, zielte mit der rechten Faust an seinen Handschuhen vorbei und erwischte Wange und Ohr. Sofort sprang sie zurück, um aus seiner Reichweite zu kommen, doch Friedrich brüllte wütend auf und setzte ihr nach. Seinen ersten aggressiven Schlag konnte sie gerade noch mit ihrem Unterarm abblocken, obwohl ihre Knochen schmerzhaft protestierten, der nächste Schlag jedoch traf sie mit voller Wucht im Gesicht. Ihr Kiefer schrie vor Schmerz, doch sie kämpfte dagegen an und duckte sich, sodass der nächste Schlag über sie hinwegflog.
Gerade richtete sie sich wieder auf, um Friedrich ihrerseits einen Hieb zu verpassen, da rief eine autoritäre Stimme: „Mary Parker?“
Heftig atmend wich Mary zum Rand des Rings zurück und stellte sicher, dass Friedrich die Ablenkung nicht dazu nutzte, ihr den entscheidenden Schlag zu verpassen. „Was?“, herrschte Mary, verärgert über die Unterbrechung des Kampfes.
„Sie sind Mary Parker?“, hakte der Neuankömmling nach. „Der ehemalige Kommandierende General der Armee des Deutschen Autonomen Territoriums?“