Inhalt vom Band 3 der Hüter-Reihe
"Es war wieder eine Freude: spannend, tolle und stimmige Beschreibungen, garniert mit einem Krimi. Man taucht in die Welt ein und fiebert mit. Einfach klasse!!!"
Rezension auf Amazon
Theben, 1888
Als Nic in der ägyptischen Pyramiden-Stadt Theben landet, ist Alexander nicht mehr bei ihr. Sie kämpft dafür, dass die Königin nach ihm suchen lässt.
Plötzlich taucht ein Toter mit Adern schwarz wie die Nacht auf und die ganze Stadt denkt an einen Fluch des Pharaos. Kann Nic den Mordfall lösen und den verschollenen Alexander wieder finden?
Über den Bezug von "Stadt der Sande" zum Alten Ägypten schreibe ich in diesem Blogbeitrag
Wer gerne spannende Geschichte vor ungewöhnlichem Hintergrund liest und sowohl dem Western- wie auch dem Steampunk-Genre aufgeschlossen gegenübersteht, wird mit diesem Buch bestens bedient und unterhalten.
Amazon-Rezensentin
Ich habe den ersten Teil geradezu verschlungen und die Gegenwart kam mir bisweilen wie die eigentliche Phantasie vor.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich spielt Jasmin Jülicher zu Recht in der oberen Liga der Selfpublisher.
Amazon-Rezensentin
Leseprobe zu Stadt der Sande, ein Steampunk-Roman, der in Ägypten spielt
»Du.« Plötzlich wandte sich der Mann auf der Säule an Nic und sie erstarrte. »Du, geh und mach da vorne weiter, wir müssen den Gang endlich freimachen. Los doch! Das sollte gestern schon fertig sein.«
Für einen Moment war Nic zu verdutzt, um ihm zu antworten, doch dann öffnete sie den Mund, um ihm zu sagen, dass sie nicht hier arbeitete. Ein schriller Schrei kam ihr zuvor. Nic zuckte zusammen und suchte nach dem Ursprung dieses Lautes.
»Was ist los?«
Der Mann auf der Säule sah sich in alle Richtungen um. Aus einem Nebengang auf der rechten Seite rannte eine Frau auf Nic zu. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie streckte die Arme aus, um nach ihr zu greifen. Sie packte Nic bei den Schultern und schüttelte sie.
»Er ist tot!« Wieder und wieder wiederholte sie die Worte.
»Wer?«, fragte Nic und versuchte, an ihr vorbei in den Gang zu sehen. »Wer ist tot?«
»Es war der Fluch des Pharao.« Die Frau schüttelte sie erneut. Ihre mandelförmigen Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen. »Er hat wieder zugeschlagen. Das ist ein Zeichen!« Damit ließ sie Nic los und rannte den Gang entlang, der aus der Pyramide hinausführte.
Nic blieb wie betäubt stehen. Wer war tot? Welcher Fluch?
»Steht da nicht herum wie Idioten, geht nachsehen!« Der Mann auf der Säule scheuchte mehrere seiner Arbeiter in den Gang, aus dem die Frau gekommen war.
Während sie murrend an ihr vorbeigingen, mischte Nic sich unter sie und folgte ihnen in den Gang. Sie gingen nur wenige Meter, dann blieben die Männer stehen. Nic stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, was sie betrachteten, doch sie war zu klein. Mit den Ellenbogen kämpfte sie sich in die erste Reihe, wobei ihr die Tatsache zu Hilfe kam, dass die Männer ihr den Platz nur allzu gern überließen. Ein Mann lag auf dem Rücken, den Kopf in Richtung Wand verdreht. Seine Augen waren geöffnet, aber blicklos. Und hätte dieser Blick nicht gereicht, um zu wissen, dass er tot war, wären die schwarz verfärbten Blutgefäße unter seiner Haut ebenfalls ein sicherer Hinweis gewesen.
Nic ging in die Knie und betrachtete den Toten. Er war jung, vielleicht Anfang zwanzig, äußerst muskulös und seiner Hautfarbe nach zu urteilen, stammte er wohl ursprünglich aus Ägypten. Sofort glitt Nics Blick über die Umgebung rund um die Leiche. Sand bedeckte den Boden des Ganges, unzählige Fußabdrücke befanden sich darauf, vermutlich auch die des Mörders, aber sie wären unmöglich von den anderen zu unterscheiden. Mehr gab es nicht, bis auf die Leiche und eine umgestürzte Gaslampe neben ihr war der Gang leer.
»Der Fluch«, murmelte einer der Arbeiter hinter ihr. »Lass uns hier verschwinden, bevor wir die Nächsten sind.« Zustimmendes Gemurmel erklang von den anderen Arbeitern.
»Das ist Ur«, gab einer der Arbeiter zu bedenken. »Wir sollten ihn zumindest hier rausschaffen. Er muss zu den anderen. Ihr habt doch gehört, was die Hohepriesterin gesagt hat.« Er machte eine bedeutende Pause. »Der Fluch breitet sich aus, wenn er nicht schnell genug anständig bestattet wird.« »Ich fasse ihn nicht an«, sagte einer der Männer und einige der anderen stimmten ihm zu.
»Ich helfe dir.« Kurz war Nic über sich selbst erstaunt, doch sie scheute sich nicht davor, die Leiche zu berühren. Nur hatte sie nicht die Aufmerksamkeit der Männer auf sich – eine Fremde – lenken wollen.
»Du?« Derjenige, der den Toten hatte bestatten wollen, musterte sie abschätzig von oben bis unten. »Ich glaube, er ist zu schwer für dich.«
»Willst du ihn lieber allein rausschaffen?«, fragte Nic schulterzuckend. »Von mir aus, dann mach das.«
»Du solltest ihn nicht anfassen«, gab einer der anderen Männer zu bedenken und wich kopfschüttelnd nach hinten aus. »Dann bist du bestimmt der Nächste.« Für einen Moment wirkte der Mann, der Ur hatte tragen wollen, hilflos und unentschlossen, dann jedoch ging er in die Hocke und packte den Toten bei den Schultern. »Los doch.«
Nic packte die Füße der Leiche und hob sie hoch. Der Mann war schwer und sie spürte ein leichtes Ziehen im Rücken, als sie ihn hochhob. Mit knappen Schritten ging sie rückwärts, während sich die Menge teilte und die Männer versuchten, sich so dicht wie möglich an die Wände zu pressen, um dem Toten auf keinen Fall zu nah zu kommen. Sie trugen den Leichnam hinaus auf den Platz und legten ihn vor den Füßen des Aufsehers nieder, der noch immer damit beschäftigt war, den Arbeitern Befehle zuzubrüllen. Als sie die Leiche ablegten, sprang er von der Säule und beugte sich über den Toten.
»Das ist doch wirklich die Höhe«, murmelte er und schüttelte missbilligend den Kopf.
»Wie bitte?«, fragte Nic irritiert. Schimpfte dieser Mann gerade etwa mit dem Mordopfer, weil es ermordet worden war?
»Das kann ich nun wirklich nicht gebrauchen«, sagte der Mann nun lauter und richtete sich auf. »Jetzt wird jeder hier glauben, dass es den Fluch des Pharao wirklich gibt.« Wieder schüttelte er den Kopf.
»Wieso denn das?«, hakte Nic nach. »Und was soll dieser Fluch überhaupt sein?«
Nun sah der Mann zu ihr auf und musterte sie intensiver. »Ich kenne dich nicht, bist du neu hier?« »Mehr oder weniger«, antwortete Nic vage.
»Soso«, erwiderte der Mann langgezogen. »Die Menschen hier glauben, dass der Kerl da«, er deutete auf den steinernen Kasten in der Mitte des Raumes, »uns alle verflucht hat, weil wir es gewagt haben, seine Ruhe zu stören. Völliger Unfug selbstverständlich, aber vier Tote tragen nicht gerade dazu bei, die Bedenken zu zerstreuen.« Er nahm den Helm ab und fuhr sich durch die schweißverklebten Haare.
»Vier Tote?« Schockiert sah Nic sich in dem Raum um.
»Ja, in den letzten zweieinhalb Monaten. So langsam macht mir das Sorgen.«
Erst so langsam? »Was haben denn die Ermittlungen ergeben?«, fragte Nic besorgt.
»Ermittlungen?« Der Mann lachte schallend. »Ermittlungen. Die gibt es nicht.« Er verzog abschätzig das Gesicht. »Du bist wohl wirklich nicht von hier, kann gar nicht anders sein. Es gilt als Fluch, das habe ich doch schon gesagt, da wird nicht ermittelt. Geht ja auch schlecht, wenn der Mörder der Pharao da drin ist.« Er deutete wieder auf den steinernen Kasten.
»Was ist das denn?« Nic musterte den Steinblock. Was mochte so Schreckliches darin sein, dass die Menschen hier Angst davor hatten? Eine Krankheit womöglich?